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Japans Tugend
Was ist falsch daran die Nr. 2 zu sein?
Yasutaka Kojima
Das sagte Renho, die einen kurzen Spitznamen hat und ein für eine japanische Politikerin ungewöhnlich zielstrebiges 42 jähriges Mitglied der regierenden Demokratischen Partei ist. Sie wurde diesen Sommer von Premier Minister Naoto Kan für den Dienst als Ministerin für Verwaltungsreform (aka Chef-Haushaltskürzerin) vorgeschlagen. Renho äußerte diese Frage letztes Jahr während einer Debatte über die Finanzierung eines Supercomputerprojektes der nächsten Generation, das mächtig genug sein soll, um mit den USA zu konkurrieren. Aber ihre anklagende Frage fand weit jenseits der Wände von Japans Oberhaus Resonanz.
Mitte dieses Jahres, als der Stapel von dringenden Berichten über Japans stagnierende Wirtschaft, politische Lähmung, abnehmende Konkurrenzfähigkeit, Isolationismus - Das so genannte "Galapagos Syndrom", aufkommende soziale Spannungen bei sich erweiternden Einkommensunterschieden, verminderten Arbeitsaufträgen, und einer rapide alternden Bevölkerung sich hoch auf türmte, schien Renhos rhetorische Frage den Kern von Japans sich auf türmenden Problemen zu treffen.
Sie wurde prompt kritisiert, vornehmlich von Politprofis der alten Garde wie dem früheren Handelsminister Takeo Hiranuma als er wie beiläufig die Wähler daran erinnerte, dass Renho "nicht von japanischer Abstammung sei," und so Das altersgraue Blatt des Nationalismus aufspielte, indem er an ihre Einbürgerung im Jahre 1985 erinnerte.
Geboren als Kind eines Taiwanesischen Vaters und einer Japanischen Mutter ist Renho früher Pinup Girl und Nachrichtensprecherin im Fernsehen gewesen, unterhält ein aktives Twitter Konto, einen Youtube Kanal, und eine Internet Videostreaming-Site. Sie bevorzugt Kurzhaarschnitte und schlanke weiße Sackos statt der vorwiegend faden Frisuren und holzkohlengrauen Anzüge ihrer Kollegen die fast alle Männer mittleren Alters sind. Ein Profil im Wall Street Journal diesen Sommer nannte sie "Das wiedererkennbarste Gesicht der Regierenden Partei," was eine bedeutsame Bezeichnung ist, gerade in einem Land, das durch fünf verschiedene Premierminister in vier Jahren hindurch gegangen ist.
Mit anderen Worten: Die meisten Japaner brauchten nicht daran erinnert zu werden, wer sie ist.
Und dann geschah es. Mitten in Japans monatelanger Sommerpause, während derer lokale Zeitungen berichteten, dass einige Firmen Urlaube verkürzten oder sie vollständig abschafften, um konkurrenzfähig zu bleiben, machten die internationalen Medien es offiziell: Japan wurde plötzlich die Nummer 2, jedenfalls in Asien, und die Nummer 3 im Rest der Welt. China hatte sichere und schnelle Arbeit geleistet.
Die Reaktion in Japans heimischen Medien war verhalten bis nicht existent. Einige stellten die verschiedenen Methoden infrage, die bei der Berechnung des Brutto-Inlandsproduktes verwendet worden waren, während andere Nachrichtenquellen die Geschichte einfach ignorierten. Die implizite Antwort auf Renhos Frage, welche so tiefe Resonanz auslöste, dass sie im Juni ein Buch mit dem Titel "Müssen wir die Nummer 1 sein?" veröffentlichte, war grell offensichtlich geworden: Was mit "die Nummer zwei sein" nicht stimmt, ist, dass man sich daran gewöhnen muss.
Viele von den Herausforderungen, Blockierungen und Behinderungen, die Japan heute an den Rand drängen, beengen bereits die Gegenwart und halten die Zukunft auch der westlichen Nationen an. Artikel, die mit der "Japanisierung" der amerikanischen Wirtschaft drohen - was bedeutet stagnierendes Wachstum, langsame oder keine Regierungsintervention und fallende Zinsraten - vermehrten sich in den westlichen Medien den ganzen japanischen langen heißen Sommer hindurch.
Wie ich auf diesen Seiten vor zwei Jahren schrieb, weit entfernt von seiner Inkarnation im 20ten Jahrhundert, als Ikone technologischer Entwicklung und gesellschaftlichen Fortschritts, einer Art Shangri-La mit den überlegenen Handies, kann Japan heute vielmehr wie ein Kohlebergwerk mit einer schrumpfenden Population von Kanarienvögeln aussehen, die ersticken an Isolation, Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit, wo Veränderung weniger ein Schlagwort als eine dringende Notwendigkeit ist.
"Nach dem Krieg kopierte Japan die positive Seite der amerikanischen Gesellschaft," sagt der Autor, Übersetzer und Professor für Amerikanische Studien, Motoyuki Shibata von der Universität von Tokyo. "Demokratie und individuelle Freiheit, höherer Lebensstandard. Selbst wenn wir nicht wussten, was diese Worte und Ausdrücke bedeuteten, fühlten wir es. Aber seit den frühen Jahren dieses Jahrhunderts fingen wir an die schlimmsten Seiten Amerikas nachzuäffen - Das Outsourcing und die Status Ranglisten und die Extreme des Konkurrenzdenkens. Eine Der-Gewinner-bekommt-alles-Mentalität. Das hat viele Probleme für Japan verursacht, die wir nur schwer überwinden können. Das hat auch die jüngeren meiner Studenten sehr misstrauisch Amerika gegenüber gemacht."
Ironischerweise wird Japans Übernahme amerikanischer und anderer westlicher Strategien des Wachstums, angefangen im späten 19ten Jahrhundert und beschleunigt im 20ten Jahrhundert, vielleicht im 21ten Jahrhundert nach hinten losgehen - und es Japan ermöglichen, den Bürgern des Westens zu zeigen, wo sie falsch liegen, indem es jetzt an der vordersten Front von sozio-ökonomischen Trauma und von Transformation liegt.
"Seit den 90ern, nach der Krise der Wirtschaftsblase, verlor ganz Japan die Zuversicht," sagt Autor und Essayist Ryu Murakami in einer Bemühung die Lähmungen Japans in einer Zeit der herannahenden Krisen genau zu lokalisieren. "Aber als ich jung war, ging es Japan so sehr viel schlechter. Wir hatten so viele Probleme. Das einzig Gute war, dass jeder erwarten konnte, dass die Dinge in fünf oder 10 Jahren besser sein würden. Dein Gehalt würde steigen. Und wenn du 28 würdest, wusstest du, dass du heiraten konntest. Vielleicht konntest du nur einen Kleinwagen kaufen, aber dann, in zehn Jahren wusstest du, dass du ein größeres Auto kaufen konntest, einen Sedan. Und um diese Zeit konntest du dir auch vielleicht auch ein kleines Appartement leisten. So konnte jeder glauben, dass ihr Leben einfach besser sein würde in 5, 10 oder 15 Jahren."
Solche steigenden Erwartungen sind der Motor des kapitalistischen Traumes und Japan, als ein Summa-cum-laude Student der westlichen Wirtschaft, und ein Bewahrer des Status-Quo par excellence, lernte groß zu träumen, manchmal größer als seine Vorbilder. In den 1980ern liess Japan als Nr. 1 die Westler, speziell Amerikaner, erbeben in ihren Vorstandsetagen. Groß wird größer, Geld bringt Geld hervor und Erwartungen steigern sich entsprechend in eine nebelhafte Idee von Glück hinein.
"Aber heute sind die jungen Leute Japans den Konzernen zum Opfer gefallen," fügt Murakami hinzu. " Diese Konzerne wollen ein Minimum an Arbeitern mit minimalen Gehältern, damit sie ihre Kosten niedrig und ihre Profite hoch halten können, und daher gibt es eine wachsende Anzahl von armen jungen Leuten. Sie sind die armen Arbeiter in Japan. Einige arbeiten in Teilzeit, einige arbeiten als Vertragsarbeiter für Einzelprojekte, einige sind in Zeitarbeitsfirmen. Es gibt sogar eine Beschäftigungsform, die Ein-Tages-Vertragsarbeit heisst, wobei du zu einem Büro gebracht wirst, um nur diesen einen Tag zu arbeiten."
Das Ergebnis? Es ist schwieriger, sein Leben zu entwerfen, irgendeine Art Zukunft zu entwerfen, sagt Murakami. Eigentlich ist es fast unmöglich.
Pessimismus angesichts von versagendem, wohl überholtem Wirtschaftssystem, Regierungsstrategien und sozialen Lösungen ist wohl kaum begrenzt auf Japan. Wenn ich in die USA nach 2008 zurückkehre, finde ich Menschen ohne Zuversicht und gefüllt mit Zynismus und Wut, wie auch immer ihre politischen Neigungen sind, angesichts von Katastrophen, Korruption und Verschwendung, mit gerunzelten Brauen, die so skeptisch und reuelos blicken wie irgendein Clint Eastwood Held oder ein Samuraikrieger.
Kireru und hikikomori sind zwei japanische Worte die neulich einen Platz im Oxford English Dictionary gefunden haben. Das erstere bezieht sich auf einen plötzlichen Verlust an Rationalität in einer gewalttätigen Handlung, was wir vielleicht ausrasten, einen Wutanfall bekommen, nennen würden. Das Letztere ?hikikomori? bezieht sich auf extremen sozialen Isolationismus: speziell, auf eine wachsende Anzahl junger Japaner die sich zurückziehen in ihre Zimmer und zu ihren Digitalgeräten, und Familie, Freunde, Erziehung und Arbeit opfern. Mit anderen Worten: ein vollständiges Dropping out, in der Sprache der 60er, ohne das notwendige Drogen- und spirituell motivierte Tuning in.
Professor Shibata von der Universität von Tokyo präsentiert die Langzeitperspektive. Wir können zurück gehen in die Meiji Ära in den 1860ern, als Japan sich öffnete, und mit Ausnahme des Krieges hofften wir Japaner immer, auch wenn wir ziemlich arm waren, dass die nächste Generation ein besseres Leben führen würde.
Aber heute wissen wir, dass es der Wirtschaft nie wieder so gut gehen wird, wie es war. Die Menschen sprechen über Das Verschwinden der großen Story oder der großen Antwort. Als wir jung waren, dachten wir, dass eine Art politischer oder kultureller Philosophie uns beantworten würde, wie wir leben sollten. Aber nach der Postmoderne wurde alles relativ und jetzt sind die Dinge relativ. Und junge Leute, auch wenn sie nichts über die Postmoderne wissen, wissen instinktiv, dass niemand und nichts ihnen eine Antwort auf große Fragen geben wird, wie wie man leben soll.
Shibata artikuliert eine Krise der Zivilisation die in Japan besonders prononciert erscheint, zum Teil weil die Nation sich so rasant in relativ kurzer Zeit entwickelt hat, aber auch, weil ihre gegenwärtigen Bedrohungen so verblüffend sind. Wie kann eine Nation, die materiell so reich und gut ausgebildet ist, (die offizielle japanische Alphabetisierungsrate liegt bei 99 Prozent) so schlecht gerüstet für die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Zukunft sein? Das Gesicht Japans im Rest der entwickelten Welt ist eines von Abgespanntheit und Untätigkeit, Passivität, geboren aus Langeweile und Verwirrung.
Meine Studenten Leben materiell ein besseres Leben als fast jeder auf der Welt, fügt Shibata hinzu. Aber Hoffnung oder Nervosität haben nicht wirklich etwas damit zu tun, was du besitzt. Du kannst ziemlich hoffnungsvoll sein ohne irgendetwas zu haben. Und man kann ganz nervös wegen seiner Zukunft sein, auch wenn man hier und jetzt eine Menge Dinge hat.
Weniger als eine Woche, nachdem die Nachricht von Chinas Aufstieg Japans Rückzug zu signalisieren schiene, erschien eine Gastkolumne in der New York Times mit dem Titel ?Japan und die alte Kunst des Achselzuckens." Ihr Autor, der Literaturkritiker Professor Norihiro Kato von der Waseda Universität, verschob den Tonfall der globalen Medienerzähllinie mit einer geschickten Geste, die sich für mich sowohl umwerfend wie auch wahr an fühlte. Als er zum ersten Mal gelesen hatte, dass China Japan überholt hatte, als die weltweit zweitstärkste Volkswirtschaft, schrieb Kato, habe er mit "einem Seufzer der Erleichterung" reagiert."
Frisch überholt von China, scheint Japan jetzt in der Vorhut einer neuen Gesundschrumpfungsbewegung zu stehen und Ländern den Weg zu weisen, die ihm früher oder später im Kielwasser nachfolgen müssen.
Auf ähnliche ruhige, unvoreingenommene Weise erklärte mir Kato bei einem Mittagessen in New York, dass der Charakter Japans deformiert worden ist durch seine Bemühungen, Wachstum um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Er braucht eine negative Metapher ?die Ungeradheit einer Schulter die oben ist und einer die unten ist, was auf japanisch migi-kata-agari heisst, ein Graph, der nur Wachstum aufzeichnet ?um anzudeuten, dass Japans Wirtschaftblase der Nachkriegszeit ein Zeichen von Abweichung, von Krankheit gewesen ist?.
Die Erleichterung, die ich fühlte, hatte etwas damit zu tun, dass die Person [Japan] die ich da sah, nicht mehr so peinlich verbogen war. Endlich wissen wir wo Japan steht ?auf ebener Erde?.
Kato ging soweit, die jungen Japaner zu loben für ihren scheinbaren Rückzug von den globalen ökonomischen Standards. Genau der Isolationismus und die Passivität, über die Sozialwissenschaftler und Ökonomen gleichermaßen stöhnen angesichts eines kritischen historischen Momentes, berührt Kato als eine Art Kultiviertheit des 21. Jahrhundert.
Junge Leute sind jetzt weniger interessiert daran, Fremdsprachen zu erlernen, schreibt er. Sie scheinen nicht den Drang zu spüren, nach außen hin zu wachsen. Sieh mal, sagen sie, Japan ist ein kleines Land. Und klein ist OK für uns.
Es ist vielleicht eine Art von Reife.
Katos Artikel wurde sowohl von der Linken wie von der Rechten angegriffen. Linke in Japan und anderswo in Asien und im Westen behaupteten, dass er wieder einmal Japan als überlegenes Modell anpries ?Japan als Nr. 1? und das angesichts wirtschaftlichen Niedergangs. Rechte behaupteten, er verkaufe Japan zu billig, und mache sich lustig über den endgültigen Untergang seines Vaterlandes.
Mitleid mit Japan, war der Titel einer Meinungskolumne im "the Economist", die speziell Katos New York Times Editorial aufs Korn nahm, und seine Umarmung von Nachhaltigkeit gegenüber dauerndem Wachstum bestöhnte. Nach dem er auf Kato für das Preisen von Reife und Selbstlosigkeit herum getrampelt hatte, bemerkt der Autor des "Economist" verschnupft: Dies ist eins der traurigsten Dinge, die ich seit langem gelesen habe.
Einige Leute nennen mich einen Nationalisten,, erzählte mir Kato in New York, lächelnd und ja, achselzuckend. Sie sagten, ich behauptete Japan würde wieder Nr. 1 sein.
Angeregt von Katos Vorschlag, dass Japans Unpässlichkeit möglicherweise ein Modell für Mäßigung sein könnte, traf ich mich mit ihm, um herauszufinden, was er versuchte zu sagen ?über Erleichterung und Akzeptanz und wie Japan uns vielleicht Strategien zeigen könnte für Dauerhaftigkeit in einer begrenzten Welt?.
Ich denke wirklich, dass die stabilen 200 Jahre der Edo Periode [17.- bis 19. Jahrhundert in Japan] eine Art Lektion für die Globalisierung sein kann, sagt Kato. Aber der Schwachpunkt ist Verlangen. Die Edo Leute waren nicht sehr glücklich. Wir müssen herausfinden wie man glücklich sein kann mit begrenzten Ressourcen.
Angefangen mit dem 19. Jahrhundert, mit der Herrschaft des Meiji Kaisers, dehnte Japan sich aus, territorial und ökonomisch,, schreibt er. Aber davor ging das Land durch eine 250 Jahre lange Periode von vergleichsweiser Isolation und sehr begrenzten ökonomischen Wachstums. Die Erfahrung von schnellem Wachstum ist ein relativ neues Phänomen für uns. Japan erinnert sich daran, wie es ist alt zu sein, ruhig zu sein, und sich nach innen zu wenden.
Sich nach innen zu wenden ist ein unausgesprochenes Tabu im 21. Jahrhundert, mit seinen heraus posaunten Vorteilen eines unvermeidlich globalisierten Marktes. Aber was ist, wenn die sogenannten Pathologien des modernen Japan, seine scheinbare Trägheit, sein Solipsismus und seine nach innen gerichteten Galapagos-Syndrom-Strategien sich herausstellen als, zumindest teilweise, pragmatische Antworten auf eine Zukunft mit begrenzten Ressourcen?
Junko Edahiro, ein Umweltschutzaktivist, Schriftsteller und Mitgründer von Japan für Nachhaltigkeit, glaubt dass Japan vielleicht die ideale Nation ist, um eine neue Denkweise zu repräsentieren: Ent-Eigentum, Ent-Monetarisierung, Ent-Materialismus, schreibt sie, sind die vorherrschenden Verhaltensweisen von jungen Japanern. Edahiro betrachtet das neue Japan als ein ideales Testgebiet für Konzepte die das Individuum aus Strukturen des reinen Konsumententums entfernen.
Ich persönlich habe hohe Erwartungen und ich achte auf diese drei Trends von Ent-Eignung, Ent-Monetarisierung, und Ent-Materialismus, sagt Edahiro, welche still voranschreiten auf der grassroots Ebene tief in den Köpfen der Leute und ihren Sinn für Werte verändern, auch wenn Artikel über solche Trends in Wirtschaftszeitschriften selten in die Überschriften kommen.
Könnte Japans Rückzug aus der Globalisierung ein Modell sein für alle, auch für uns?
Wir könnten als Modell dienen für andere Länder, einschließlich der USA, erzählt mir Edahiro aus Tokyo, wenn auch nur als ein Modell, das Beste aus begrenzten Ressourcen zu machen. Wir stehen alle vor demselben Dilemma: Begrenzte Ressourcen und alternde Bevölkerungen.
Ist Japan einzigartig geeignet uns zu lehren ?Amerikaner und andere? wie man mit weniger überlebt? Und was heißt ?weniger? wirklich?
Eine wachsende Anzahl Japaner bewerten geistigen Reichtum höher als materielle Fülle, sagt Edahiro. Und diese Tatsache, denke ich, liegt hinter den größeren strukturellen Veränderungen.
Als halbjapanischer Amerikaner der zwischen beiden Kulturen treibt, ist meine Antwort auf die sogenannte Downsizing-Mentalität zweifach: großartig, wenn wir unseren gewohnten Lebensstandard halten können; furchtbar, wenn wir das, was wir als grundlegend ansehen, opfern müssen. Im Markt- und Konsumgetriebenen Kapitalismus ist Gier, wie es heißt, angeblich gut. Aber in den schrumpfenden Parametern des Lebens im 21. Jahrhundert, wird Gier sehr schnell selbst-vernichtend.
Junge Leute in Japan leben heute ohne viel Geld, sagt Kato, aber sie sind immer noch interessiert an der Welt. Die wollen immer noch mehr. Das ?mehr? das sie wollen, hat aber nichts mit Geld zu tun. Sie wollen Wissen. Es ist eine Art von Wohlstand, die nicht auf Ressourcen basiert. Vielleicht sollten wir das feiern.
Mottainai ist der Ausdruck, den die Japaner dafür benutzen und ungefähr als 'wenig verschwenden und nicht wollen' zu übersetzen ist. Es ist schwierig so knapp auf englisch auszudrücken, aber es unterstreicht vielleicht eine Lektion, die sich lohnt sorgfältig zu studieren.(Der Ausdruck wurde in westlichen Medien vor zwei Jahren verbreitet, mit der englischen Übersetzung von 'Mottainai Großmutter' von Autor Mariko Shinju, ein Umweltschutzbuch für Kinder.) Was wir bisher als Grundbedürfnisse definiert haben, ist vielleicht irrelevant, und was wir brauchen, ist vielleicht weniger verschwenderisch und hat eher mit Erhaltung und Bewahrung zu tun als mit Aneignung.
In einer kürzlichen Kolumne für die Japan Times singt der Mitarbeiter und journalistische Veteran Kaori Shoji das Loblied von Japans langer und legendärer Geschichte der Wertschätzung von Schlichtheit und Selbstkontrolle vor ungezügeltem Verbrauch. Die Wahrheit ist, dass die Japaner besser im Sparen sind als im Ausgeben, schrieb sie. Wir haben etwa 1000 Jahre Armut und Benachteiligung hinter uns, während das Verlangen La Perla Dessous zu kaufen weniger als drei Jahrzehnte alt ist.
Shoji zitiert den einheimischen Stoizismus von Japans mächtigem Shogun Ieyasu Tokugawa, der Edo (das heutige Tokyo) begründet hat als Machtsitz der Nation und der Japan praktisch über 200 Jahre lang abgeschirmt hat von äußeren Verwicklungen. [Tokugawa] hat die meisten Ideen des bushido (des Wegs des Samurai) wie wir ihn heute kennen, eingebracht ?einschließlich der Schlichtheit, Enthaltsamkeit und der Langlebigkeit? in das Ideal des idealen Samurai-Lebensstils. Er überlebte durch die super-gewalttätige Zeit der streitenden Reiche des 14. Jahrhunderts hindurch. Als er schließlich die Macht ergriff und das Land einigte, war er über 70 Jahre alt und alle seine Rivalen waren tot. Setsuyaku (Ressourcen sparen) und Keizoku (Kontinuität) waren seine Losungen.
Die Japaner können ziemlich kreativ werden, wenn es ums Sparen geht und ein beträchtlicher Brocken der Japanischen Kultur ist den Feinheiten dieser Kunst gewidmet.
Ich frage Shoji, ob sie denkt dass diese Begabung für minimalistisches Leben Bestand hat. Das Japanische Temperament eignet sich für den Umgang mit Armut, Mangel und extrem begrenzten Ressourcen, sagt sie. Wenn die [amerikanischen] schwarzen Schiffe nicht aufgetaucht wären, würden wir uns immer noch am Kopf kratzen über die Funktion einer Waschmaschine oder die Dynamik eines Cheeseburgers. Auf der anderen Seite, mit 4000 Jahren Schlichtheit im Rücken, haben wir Japaner gelernt, kreativ zu sein.
Wäre es nicht schön in unserem gottverlassenen Zeitalter, wenn wir von den Japanern lernen könnten wenigstens von ihrem reichen Erbe intelligenter und würdevoller Schlichtheit, jetzt wo wir alle effektiv Nr. 2 werden?
Shoji bezweifelt das. Ich denke nicht, dass diese ?klar-kommen-mit-dem-was-man-hat Mentalität? sich weit verbreiten würde, gibt sie zu. Der Westen ist gewöhnt an Jahrhunderte des Brandschatzens, Plünderns, Eroberns und Kolonisierens. Sie fänden wahrscheinlich die Feinheiten Japanischer Schlichtheit ziemlich lächerlich, meinen Sie nicht? Im Sinne von Smart Cars, Smart Technology, Smart Cities und so weiter denke ich, dass die Japaner mit Fähigkeiten gerüstet sind die relevant sind auf globaler Ebene. Aber in der täglichen, persönlichen Praxis, wie die Wäsche zum Trocknen aufhängen, eine Thermoskanne einpacken, um nicht zu Starbucks zu müssen, auf das Autofahren zu verzichten und andere persönliche Handlungen, die für Japaner bedeutungsvoll sind, bloß weil wir immer schon so gewesen sind, da bin ich mir nicht so sicher.
Es kann vielleicht drei oder vier Jahre dauern bevor wir der Ressourcenlosigkeit voll ins Gesicht schauen können, gibt Kato zu. Aber wenn wir [Japanese] das tun, können wir vielleicht in der Lage sein, dem Westen einige Wege zeigen zu überleben und mit weniger glücklich zu sein. Das hikikomori (Japanisches sich-einschließen) mag tatsächlich eine neue Art Überlebensstrategie sein in einer Welt ohne Ressourcen, feixt er. Vielleicht sollten wir dieses eine Prozent der japanischen Bevölkerung mit dem Willen zu überleben studieren. Vielleicht können wir etwas lernen.
Das könnte tatsächlich sein. Meine paar letzten Jahre des Hin- und Herreisens zwischen New York und Tokyo haben sich als Offenbarung erwiesen. Amerikanische Systeme und Annahmen die auf konstantem Wachstum, Reichtum und Wohlstand beruhten, von denen viele pathologisch korrupt sind, sterben schnell. Die Forderungen der neuen Welt in der wir leben fühlen sich viel japanischer an ausgeglichen, umsichtig, ruhig und gemäßigt. Begrenzte Ressourcen, wachsende und alternde Bevölkerungen. Wir alle wissen, dass diese Faktoren nicht umwandelbar sind. Und doch waren wir Westler auf spektakuläre Art schlecht gerüstet ihnen direkt ins Gesicht zu schauen.
Japan ist als Inselgruppe etwas kleiner als der US Staat Kalifornien. Sein Land ist zu grob 30% bewohnbar, und es importiert 50% seiner Nahrungsmittel. Und doch wurde Japan die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in einer Zeitspanne von 30 Jahren.
Japans ungewollte Botschaft an den Rest von uns ist vielleicht, einen zivilisierten und nachhaltigen Rückzug anzutreten und zu versuchen Ressourcen zu retten und zu bewahren angesichts einer unsicheren Zukunft. Wie Shoji schreibt, überlebte Shogun Tokugawa seine Rivalen nicht durch bloße Gewalt und Diebstahl, Brandschatzen und Diebstahl, sondern durch die Prinzipien des Sparens und der Kontinuität.
Zurück zu Renho, Japans gemischteste Politiker-Neuzüchtung, eine Frau, die weiterhin die Alte Schule der Nation, die alte Garde des Establishments, provoziert. Was stimmt nicht mit dem zweiten Platz, fragte sie.
Willkommen im neuen normal. Wenn du klug genug bist, es willkommen zu heißen, gar nichts.