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Gute Zeiten auf dem Campus
Kämpft 2012 um Euren Verstand.
Studenten der Universität von North Carolina tanzen mit dem Maskottchen der Supermarktkette “SuperTarget” anlässlich einer mitternächtlichen Shoppingtour, die offiziell von der Schulobrigkeit unterstützt wurde.
Teddybären, Hotpants, Sandalen, abgeschnittene Jeans, rhythmisches Klatschen, Jumpstyle, Einkaufswägen? willkommen an der Schule, an der sich Lernen nicht nur um Bücher dreht.
Die Organisation der diesjährigen Einführungswoche an der Uni von North Carolina wurde ausgegliedert und einer Reihe von konsumorientierten Firmen übertragen, darunter der Massengroßhändler "SuperTarget". Der Handelsriese organisierte eine ganze Flotte von Bussen, um Erstsemester beim großen Finale dieser Woche zu einem mitternächtlichen Kaufrausch zu karren. Das ganze Event wurde offiziell vom Vizekanzler der Universität begleitet, er fungierte an diesem Abend auch als Reiseleiter für "Target". Die New York Times berichtete zudem, dass die Bekleidungsfirma "American Eagle" auf eben diesem Campus beliebte Studenten im zweiten Studienjahr als Markenbotschafter rekrutierte, idealerweise diejenigen mit starker Präsenz in sozialen Netzwerken (500 und mehr Freunde). Sie sollten während dieser Woche ihre Freunde für die Teilnahme an freiwilligen beweglichen Teams gewinnen, alle in Gratis-"American Eagle"-Beute gekleidet, die den Erstsemestern halfen, ihre Habseligkeiten in die Wohnheime zu bringen und sie im Namen von "American Eagle" herzlich willkommen zu heißen.
An einem optimistischeren Tag würde ich Ihnen sagen, dass die an diesem Fiasko beteiligten Studenten die Fähigkeit besitzen, diese nicht wirklich subtile Manipulation ihrer Arbeit zu erkennen, und wenn das Schulbudget für die Party nicht reicht, wieso sollten dann nicht "SuperTarget" oder "Walmart" oder "Nike" eine Sause organisieren, und sowieso wären Gratisgaben von nach Marktanteilen gierenden Firmen ein fairer Ausgleich für die Zeit, die die Studenten investieren. An einem realistischeren Tag würde ich sagen, dass diese Gruppe von Studenten eben diejenige ist, die amerikanische Soziologen als die hohlköpfige, nun flügge werdende Ikarusgeneration bezeichnen.
Christian Smith und seine Kollegen von der Notre Dame University haben kürzlich die Studie Lost in Transition: The Dark Side of Emerging Adulthood publiziert, die ergab, dass die Mehrheit der jungen amerikanischen Universitätsstudenten nach ethischen Prinzipien handeln, die lediglich auf Zeit, Gefühl, Nutzen und Wünschen basieren. Prinzipien wie Ehre, Werte, Tugend, Moral , Gott, Ritterlichkeit, Respekt für die Familie, die die westliche Geisteshaltung bis weit ins 20. Jahrhundert hinein dominierten, fielen nicht ins Gewicht. Zu ihrer größten Überraschung schrieb die Times, dass die Teilnehmer an der Studie sich überhaupt keinen Kopf machten über "fanatischen Konsum" und dass ihnen gar die grundlegende Sprachfähigkeit fehlte, um ethische Nachfragen zur Konsumorientierung zu formulieren. Für die Teilnehmer an der Studie bedeutete der Markt gütige und objektive Realität.
Die Auswirkungen dieses objektiv gesehen freien Falls im Bezug auf ethische Prinzipien sind umstritten. Die Debatte wogt zwischen einem pragmatischen Optimismus und einem vorsichtigen Realismus hin und her. Es ist nicht schlecht, dass Aberglaube, Vorurteile und patriarchalische Vorstellungen zum Teufel gejagt wurden. Negativ gesehen besteht der Trend einer Entwicklung von ethischen Silos, in denen moralische Betrachtungen ? wie zum Beispiel sollte ich die Umwelt schützen oder einem Fremden helfen oder dieses Produkt wirklich kaufen ? genauso in die Randbereiche der Seele verdrängt werden wie Religion und Philosophie im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts aus unserem Sichtfeld und unserem Verstand verdrängt wurden.