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Die Welt nach den Ideen
Über Jahrtausende hinweg wurde die menschliche Zivilisation von einer Abfolge von Paradigmenwechseln, von großen Ideen mitgerissen. Der moderne Weltgeist Hegels, Nietzsches Tod Gottes und Heideggers Begriff vom Sein wurden in der Postmoderne ersetzt durch Foucaults Dispositiv, Fukuyamas Ende der Geschichte, Derridas Dekonstruktivismus und Guattaris Rhizom. Und obwohl wir alle annahmen, dass große Ideen für immer weiter in einer schnellen Abfolge fließen würden, scheint es in den letzten Jahren so zu sein, dass die Inspirationsquellen austrocknen.
Selingkuh Tak Sampai, 2004 - Agus Suwage
Über Jahrtausende hinweg wurde die menschliche Zivilisation von einer Abfolge von Paradigmenwechseln, von großen Ideen mitgerissen. Der moderne Weltgeist Hegels, Nietzsches Tod Gottes und Heideggers Begriff vom Sein wurden in der Postmoderne ersetzt durch Foucaults Dispositiv, Fukuyamas Ende der Geschichte, Derridas Dekonstruktivismus und Guattaris Rhizom. Und obwohl wir alle annahmen, dass große Ideen für immer weiter in einer schnellen Abfolge fließen würden, scheint es in den letzten Jahren so zu sein, dass die Inspirationsquellen austrocknen. Es dämmert uns, dass wirklich neuartige, kreative Ideen auf einmal nicht mehr entstehen. Niemand weiß, warum.
Diese Konzeptdürre könnte in keinem ungeeigneteren Moment passieren. Sieben Milliarden Menschen kämpfen sich gerade durch die schlimmste ökologische, finanzielle, politische und geistige Krise der Geschichte. Diesmal betrifft die bevorstehende Katastrophe nicht eine einzelne Nation, Region oder einen einzelnen Kontinent ? sie ist noch viel schrecklicher, weil sie global und gleichzeitig geschieht. Wenn wir es nicht schaffen, uns selbst an den Haaren aus diesem Sumpf zu ziehen, ist es wahrscheinlich, dass wir in einem grauenvollen dunklen Jahrtausend versinken ? ein Zeitalter der verbrannten Erde und des autoritären Kapitalismus, der Brutalität und des Unheils, das die Völkermorde und Massenvernichtungen des letzten Jahrhunderts wie ein Vorspiel erscheinen lassen wird. Uns gehen nicht nur die Ideen aus, sondern auch die Zeit.
Gerade jetzt brauchen wir kreative Durchbrüche und abwegige Geistesblitze mehr denn je. Sie verändern die Denklandschaft, eröffnen Auswege und Möglichkeiten und könnten uns alle retten. Wir brauchen Querdenker in den unabhängigen Medien, die den kommerziellen Virus, der unseren Informationsfluss infiziert, abtöten können. Wir brauchen eine geniale neue Art von Studenten in den Wirtschaftswissenschaften, die ihren Professoren die Stirn bieten können, das neoklassizistische Denkmuster kippen und es durch ein neues Modell der tatsächlichen Kosten ersetzen. Wir brauchen mehr Macht, um die Herrschaft der Konzerne zu brechen und den Status der Konzerne als Personen zu kippen. Und dann die größte Herausforderung: wie kann man eine soziale Revolution entfachen, einen Aufruhr im Alltag, der sich rasend schnell über die ganze Welt ausbreiten, um die endgültige Katastrophe abzuwenden?
Vielleicht hat das Aufgeben des natürlichen Umfelds und unsere kollektive Abwanderung in den virtuellen Raum unsere Wurzeln gekappt und unsere Neuronen für immer zerstört. Vielleicht befinden wir uns gerade inmitten eines irreversiblen geistigen Zusammenbruchs der Menschheit, der Hand in Hand einhergeht mit dem irreversiblen Zusammenbruch der Ökosysteme des Planeten. Diese öko-psycho Spirale kann uns ganz schön herunterziehen. Vielleicht ist es schon zu spät?
Allerdings geht es in der Ausgabe Nr. 99 von Adbusters nicht um Verzweiflung, sondern um Hoffnung, Revolution und Leben ohne tote Zeit ?es geht um ein Ausloten der Gewässer, es geht darum, herauszufinden, ob wir die seelische Energie für einen mächtigen Umschwung aufbringen können.
Auf ins Unbekannte,