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Kranker Campus

Eine kulturelle Verschiebung findet auf den Universitätsgeländen ganz Nordamerikas statt.

Doug and Mike Starn / Take Off Your Skin, It Ain't No Sin, 2007

Eine kulturelle Verschiebung findet auf den Universitätsgeländen ganz Nordamerikas statt.

Studenten stellen sich schneller für psychotherapeutische Beratung an als sie behandelt werden können. Diese Verschiebung definiert eine Generation und bezeichnet einen grundlegenden Wandel des mentalen Klimas auf dem Campus heutiger Universitäten. Es gab eine Zeit, die noch nicht lange her ist, als Studenten sich gewöhnlich um Hilfe bemühten in einer bestimmten Lebenskrise: einer zerbrochenen Beziehung, dem Tod eines geliebten Menschen, Schwierigkeiten mit einer größeren Lebensentscheidung. Heute jedoch klagen Studenten, dass ihr Leben an sich eine Krise ist, ein allumfassendes Gefühl von Aussichtslosigkeit für sich selbst und ihre Zukunft, die es eine Generation früher noch nicht gab. Dieser Übergang vom Gelegentlichen zum Totalen ist nicht weniger als ein allgemeiner Paradigmenwechsel, einer der höhere Bildung aus einem Raum des Erkundens und der Freiheit in ein Gefängnis des Denkens verwandelt hat. Angefacht durch Stress, Nervosität, Druck und Konkurrenz, kämpfen die heutigen Studenten nicht nur um das Lernen sondern auch ums Überleben.

Dr. Erika Horwitz, stellvertretende Direktorin der Gesundheitsberatungsdienste an einer der größten kanadischen Universitäten, der Simon Fraser Universität, die bis zum Bachelor ausbildet, sagte, die übermäßig konkurrenzbetonte Umgebung an Universitäten, wo Studenten gegeneinander ausgespielt werden in einem Nullsummenspiel um weniger und weniger Arbeitsplätze, treibt eine junge Generation zum Äußersten.

Die vorherrschenden Ideologien von Erfolg und Schönheit sind beispiellos ?in zunehmendem Maße kommen Studenten an und sagen, dass sie es nicht mehr schaffen.

Der Aufwärtstrend von psychischer Traumatisierung auf Nordamerikanischem Campus wird jedes Jahr im Jahresbericht der Assoziation der Direktoren der Universitäts- und College Beratungszentren dokumentiert. Ihre Resultate sind alarmierend. Mehr als zwei Drittel der Gesundheitszentren sagen, sie haben nicht genug Mittel und Berater, um mit der wachsenden Anzahl von Klienten fertig zu werden. Vierunddreißig Prozent der Zentren haben fortlaufende Wartelisten. Die Nummer Eins bei den Gründen für Besuche ist Nervosität, bei 40 Prozent, dicht gefolgt von Depression bei 38 Prozent. Zusätzlich nehmen Doppeldiagnosen rapide zu, wobei die meisten Studenten mit einer tödlichen Mischung von Nervosität, Depression, Körperbildstörungen und suizidalen Gedanken hereinkommen. Und alle Direktoren sind sich einig, dass die Zahlen nach oben gehen.

Diese Ergebnisse zeigen, was passiert wenn die vorherrschende ökonomische Ideologie der Zeit, der Neoliberalismus, sich in die Mentalität von Wissenschaft und Künsten einschleicht. Der Campus ist kein Ort mehr um Heidegger zu studieren. Noch ist es ein Ort, um die relative Natur des Bohratoms in Frage zu stellen. Es ist ein Ort, um einen Vorsprung vor der Konkurrenz zu bekommen, und die Konkurrenz ist hart. Dies ist ein Ort um, wenn es geht, zu betrügen, einfache Kurse zu belegen mit einfachen Professoren, anstatt zu Lernen, zum Kriecher zu werden, absichtlich eine Frage pro Vorlesung zu stellen, ungeachtet des Interesses, nur für den zusätzlichen Teilnahmepunkt und sich dann in die private und isolierte Welt zu flüchten, wenn die statistische Kurve bestimmt, dass nur 20 Prozent das begehrte A bekommen dürfen. Innerhalb einer Generation hat sich die Botschaft verändert. Dies ist kein Ort mehr, um dich selbst zu finden; dies ist keine kulturelle Initiation; dies ist eine kulturelle Notwendigkeit. Von der ersten Immatrikulationsunterschrift der Studenten bis zu dem Tag, wenn sie den Hut und den Talar (rituelle nordamerikanische Akademikerkleidung) hinschmeißen, ist die neue Botschaft klar: ein vier-jähriger Bachelor wird nicht ausreichen; eine schlechte Note kann deine Chancen an der weiterführenden Universität und folglich dein Leben ruinieren. Diese Botschaft löscht unsere hellsten Köpfe aus.

Original title: 
Mein Kampus